Ich entschied mich für das Leben in einer vom Tod beherrschten Welt
Ich hocke im Dunkeln. Totale Finsternis umgibt mich. Ich sehe nicht einmal die eigene Hand vor Augen. Um mich herum atmen Menschen angsterfüllt, flach und abgehackt. Wir sind viele. Bestimmt an die fünfzig. Darunter Alte und Kranke.
Draußen rumoren die Infizierten. Ich bin im Lager des Supermarktes. Es hat Menschenleben gekostet, hierher zu kommen. In unserer Verzweiflung ist uns nichts Besseres eingefallen, als diesen irrsinnigen Trip zu wagen. Aber wie kam es dazu? Vielleicht sollte ich diese Geschichte von Anfang an erzählen
Teil 4:
Zuerst dachte ich, es betrifft uns nicht
Ich gebe es zu: Die Nachrichtensendungen, die von Kriegszuständen in Afrika berichteten, konnten mir gestohlen bleiben. Die Semesterferien waren endlich da und ich plante felsenfest, mich auf dem Campingplatz meiner Eltern dem Müßiggang hinzugeben.
Doch es blieb nicht bei Afrika. Plötzlich war von blutigen Ausschreitungen auf Mallorca die Rede. Von Straßenschlachten, Chaos und brennenden Autos. Von Bussen, die in Menschen rasten. Seitdem ist an Erholung nicht mehr zu denken. Meine Freundin Klara ist krank vor Sorge. Ihre Eltern machen gerade Urlaub auf der Insel. Ich wünschte wirklich, sie würden ans Telefon gehen oder zurückrufen. Die unbeschreiblichen Handyvideos, die im Internet kursieren, lassen mich trotz der sommerlichen Temperaturen frösteln.
Und als wäre das alles nicht genug, häufen sich jetzt seltsame Meldungen vom europäischen Festland
Teil 5:
Untergang! Ich empfange ihn mit offenen Armen
Das Ende der Welt scheint tatsächlich nah. Erst Afrika, dann Mallorca und jetzt der Rest. Mittlerweile brauche ich keine Nachrichten mehr, um zu wissen, welche Stunde geschlagen hat. Ich höre die Sirenen live. Öffne ich das Fenster, rieche ich den Rauch.
Im Gegensatz zur übrigen Menschheit verspüre ich jedoch keine Angst. Nicht einmal einen Hauch davon. Von mir aus darf alles in Blut und Asche versinken. Es ist mir gleich. Mehr noch: Ich begrüße es sogar, denn dann kann ich mir wenigstens sicher sein, nichts zu verpassen, wenn ich selbst den Löffel abgebe
Teil 6:
Dies ist meine gefährlichste Reise und vielleicht auch meine letzte
Ich rülpse einen Schwall Magensäure hoch, der entfernt nach Fisch schmeckt, und schlucke das Ganze angewidert wieder runter. Die Yacht, mit der wir aufgebrochen sind, um von Mallorca nach Deutschland zu segeln, schaukelt brutal auf und ab ein Gefühl, als würde man an einem Bungee-Seil hängen. Wellental, Wellenkamm. Und anschließend alles von vorn.
Tausende Seemeilen liegen noch vor uns. Die Befürchtung, mir in den nächsten Wochen die Seele aus dem Leib zu kotzen, scheint berechtigt. Die Angst, nach unserer Ankunft nur Zerstörung und Tod vorzufinden, ist jedoch millionenfach größer
Teil 7:
Im Gefängnis ist es sicher! Oder?
Der Justizvollzugsbeamte Robert Bergmann konnte es kaum glauben: Er fuhr mit seiner ganzen Familie in den Knast, obwohl sie Urlaub hatten und die Taschen für Ibiza bereits gepackt waren.
Der Traum von malerischen Stränden war geplatzt wie eine Seifenblase, denn die Welt versank im Chaos. Vorm Discounter auf seiner Straße prügelten sich die Plünderer. Am schlimmsten waren aber die Fernsehbilder von den Infizierten Bilder von rennenden, brüllenden Gestalten, die sich gebärdeten, als wären sie vom Teufel besessen.
Bald würde diese unbekannte Krankheit auch seine Stadt erreichen und unter sich begraben wie eine Tsunamiwelle aus Blut. Hinter die sechs Meter hohe Gefängnismauer zu flüchten, schien der einzige Ausweg zu sein. Natürlich gab es dort auch Häftlinge. Viele Häftlinge. Über achthundert, um die Sache beim Namen zu nennen
Teil 8:
Sie flogen in den Urlaub und landeten in der Hölle
Magaluf. Partyhochburg der Briten. Ein Ort, der den Ballermann aussehen lässt wie einen Kindergeburtstag.
Ekstase, Sex und Suff gehen Hand in Hand mit Verbrechen und Gewalt.
Als Sophie, Finja, Merle und Isabell hier ihren Urlaub antreten, haben sie nur eines im Sinn: leben. Doch bald steht etwas anderes im Vordergrund: überleben...