Abendsonne an den Glasfassaden der Bürotürme, die Essener im Business-Kostüm bei Hummer und Prosecco. Die Kohle verdient man hier längst über Tage, in Banken, Versicherungen, Energiekonzernen. Passé das Schmuddelimage der rauchenden Schlote, der Ruß verschmierten Fassaden. Kokereien und Fördertürme, stillgelegt und Denk- mal geschützt, sind der Stolz der Gegenwart. Allen voran Zeche Zollverein, eine vom Kohlenstaub befreite Diva, die sich in einen Kulturtempel verwandelt hat, in dem man tanzen, speisen und heiraten kann. Die vermeintlich finsteren Arbeiterviertel im Norden sind jetzt die Attraktion für Industriekultur und Zechentourismus und locken heute Gäste aus aller Welt an. Im Süden das Beverly Hills des Reviers. Gediegenheit, Wohlstand und der Baldeneysee - für die Segler das Tor zur Welt. In bester Lage die "Hügelbude", wie Krupp seine Villa nannte - kalte Pracht zur Repräsentation.
150 Jahre Industriegeschichte fegten wie ein Goldrausch über die Stadt hinweg, prägten ihr Gesicht, begründeten aber nicht ihre Wurzeln. Mit einem hochadeligen Damenstift begann vor über 1000 Jahren die Essener Geschichte. Bis zur Säkularisation war die Macht in Frauenhand, erst dann kamen die Zechenbarone. Kruppstadt, Kanonenstadt, das nächste Ziel heißt "Kulturhauptstadt Europas 2010". Und dafür haben sich alle Ruhrstädte hinter das Herz des Reviers gestellt. Essen leuchtet.
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